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Nachhaltigkeit – das Problem mit dem Fliegen

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Diesen Artikel über das Fliegen und mein damit verbundenes, schlechtes Gewissen habe ich in Gedanken schon mehrmals geschrieben. Es ist ein sensibles und sehr schwieriges Thema. Vor allem ist es ein Thema, bei dem ich etwas unglaubwürdig rüberkommen könnte.

Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit, unnötigem Konsum und Klimawandel. Auch ich schreibe seit einiger Zeit verstärkt über das Thema Nachhaltigkeit auf Reisen auf diesem Blog. Die kritischen Stimmen werden immer zahlreicher und das ist auch gut so.

Ich habe bereits einen Text geschrieben mit Tipps zum Nachhaltigen Reisen. Für meinen äußerst kritischen Artikel über die Kreuzfahrt habe ich einige beleidigende Nachrichten erhalten von Menschen, die auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten oder gearbeitet haben.

 

Die Problematik des Fliegens

Ich möchte niemandem ausreden, in ein Flugzeug zu steigen oder zu reisen. Schließlich ist Adventureluap ein Reiseblog und er soll weiterhin eine Inspirationsquelle für Backpacking-Abenteuter in Südamerika oder Städtereisen in Europa bleiben.

Mal ehrlich – ich werde noch oft verreisen und dabei werde ich oft nicht auf das Flugzeug verzichten können. Dieser Artikel soll lediglich ein paar Denkanstöße geben zur Problematik des Fliegens und zum Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Reisen.

Die größten Probleme sind folgende und ich gehe auch näher darauf ein:

  • Reisen ist zu einem Massenphänomen geworden
  • die Reisefreude hat zahlreiche Konsequenzen
  • Flugzeuge erzeugen extreme Klimagase

Reisen ist selbstverständlich geworden

Der Tourismus ist in den Industrieländern zu einem Konsumgut geworden. Die Anzahl der Reisenden hat sich im Laufe der Jahre vervielfacht. Sehr lange Zeit war das Reisen nur für die Oberschicht machbar, doch mittlerweile ist es zur Selbstverständlichkeit geworden.

Nach Schätzungen waren 1950 rund 25 Millionen Menschen auf Reisen, 20 Jahre später waren es bereits 150 Millionen Menschen und im Jahr 2015 sage und schreibe 1,2 Milliarden. Die Anzahl der Reisenden ist also von 1970 bis 2015 auf das achtfache gestiegen. Der Wohlstand hat zugenommen und Reisen sind für viele Menschen erschwinglicher geworden. Vor allem Kurz- und Städtereisen liegen deswegen für Deutsche im Trend. Ständig wird uns in den sozialen Medien vor Augen geführt, wie viele schöne Orte es noch zu sehen gibt. Es ist möglich, für weniger als 50 € nach London zu fliegen. Weltstädte wie Paris und Rom liegen teilweise nur eine Flugstunde entfernt und lassen sich bequem auch für ein Wochenende bereisen.

Mittlerweile ist das Reisen ein Massenphänomen. Das betrifft nicht nur Europa, ich treffe unterwegs auch immer mehr Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Das ist an sich nicht schlecht, denn jeder Mensche sollte das Recht haben, zu reisen.

Die Konsequenzen von Reisen und Vielfliegerei

Es ist positiv, dass so viele Menschen reisen und neue Orte kennen lernen wollen. Viele Länder profitieren vom Tourismus, nicht selten macht er einen größeren Teil des BIP aus. Auf der anderen Seite aber bringt das Reisen und vor allem die Vielfliegerei viele Probleme mit sich. Unterm Strich haben mehr Reisen die folgenden Konsequenzen:

  • (fragile) Ökosysteme werden stärker belastet
  • viele Orte werden von Touristen förmlich überrannt
  • es werden mehr Klimagase in die Luft geblasen
  • mehr Ressourcen, Wasser und Strom werden verbraucht und
  • es entstehen mehr Abfälle

Diese Bilanz ist erstmal ernüchternd. Beim Thema Flügen fällt vor allem der Punkt zu den Klimagasen ins Gewicht. Die CO2-Emissionen von Flugzeugen sind enorm. Im Vergleich mit anderen Verkehrsträgern schneiden die Kreuzfahrt und die Flugbranche mit Abstand am schlechtesten ab.

CO2 Emissionen bei Flugzeugen – Zahlen und Fakten

Auf Atmosfair lassen sich die CO2-Emissionen von Flügen berechnen. Um die Folgen des Klimawandels „überschaubar“ zu halten, ist es das Ziel der internationalen Klimapolitik, die durchschnittliche globale Erderwärmung auf maximal 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Für die Erreichung dieses Ziels verbleibt bis 2050 ein Emissions-Budget von insgesamt 750 Milliarden Tonnen CO2. Bei einer mittleren Weltbevölkerung von 8.2 Milliarden würde jedem Menschen zwischen 2010 und 2050 eine „klimaverträglicher Ausstoß“ von 2.3 t CO2 pro Jahr zustehen.

Ich habe mal einige Kalkulationen mit dem Rechner von Atmosfair angestellt, um die Konsequenzen des Fliegens aufzuzeigen.

  • Berlin Tegel – Barcelona: 561 kg CO2
  • München – Lissabon: 786 kg CO2
  • Leipzig – Rom: 521 kg CO2
  • Düsseldorf – New York: 2994 kg CO2
  • Berlin – Bangkok: 4.286 kg CO2

Mit jeweils einem Flug nach Barcelona und Lissabon ist also mehr als die Hälfte des klimaverträglichen CO2-Jahres-Budgets aufgebraucht. Mit einem Flug nach New York oder Bangkok allein wird die gesamte Jahres-Bilanz zunichte gemacht. Es wird oft und viel geflogen, in vielen Fällen ist der Flug jedoch unnötig.

Mögliche Lösungsansätze

Machen wir uns nichts vor – die meisten von uns lieben es, zu reisen und neue Orte zu entdecken. Die wenigsten von uns können gänzlich auf Flüge verzichten. Ich möchte niemandem zu etwas missionieren, schließlich mochte ich Missionare noch nie.

Auch ich werde noch öfters in ein Flugzeug steigen und so das eine oder andere ferne Land entdecken.  Für mich persönlich gibt es nicht schöneres, als ein fernes und exotisches Land mit allen Sinnen zu erleben. Die Reise mit dem Flugzeug ist häufig der erste Schritt, viele Ländern sind kaum anders erreichbar. Wer ist nicht neugierig darüber, wie die Menschen in anderen Ländern leben und den Alltag meistern? Was unterscheidet die Menschen in Guatemala von anderen, wie leben und denken sie? Das sind die Fragen, die mich bewegen und beschäftigen. Zahlreiche Länder profitieren auch von den Flugtouristen, nicht wenige Einheimische sind im Leben auf sie angewiesen.

Es ist keine Lösung, zu Hause zu bleiben. Doch gerade beim Thema fliegen wird offenbar, dass der Tourismus überall ein zweischneidiges Schwert ist. Die erste Frage sollte sein, ob der Flug notwendig ist. Ist es auch möglich, mit Bahn oder Bus zum Ziel zu gelangen? Ich möchte hier nur einige Denkanstöße zum Umgang mit dieser Thematik geben.

Flugreisen reduzieren

Ich selbst habe mir fest vorgenommen, in Zukunft meine Flugreisen zu reduzieren. Dabei geht es mir um die Gesamtbetrachtung. Hier mal ein paar Gedankenansätze:

  • viele Flüge sind gar nicht notwendig. Städte wie Prag, Wien, Paris oder Amsterdam sind auch sehr gut mit Bahn oder Bus erreichbar.
  • es ist möglich, anstatt mehrerer Kurzreisen nur eine Reise über 3 Wochen zu machen. Anstatt nach Rom und Barcelona zu fliegen, könntest du auch von Barcelona aus mit dem Bus nach Sevilla reisen, eine der schönsten Städte in Europa.
  • ein großere Teil der Flüge sind Inlandsflüge. Ist denn der Flug von Lima nach Cusco notwendig? Cusco ist auch von Lima aus in 20 h mit dem Bus erreichbar.

Es ist also eine ganz andere Frage – per Flug wäre es am einfachsten und schnellsten, aber geht es vielleicht auch anders? In Europa gibt es bei der Bahn immer wieder sehr günstige Angebote und viele Städte sind für wenig Geld erreichbar. Auch mit Flixbus lassen sich viele Städte in Europa ansteuern. So ist man nicht schon nach 1-2 Stunden am gewünschten Ziel, doch auch eine Zug- oder Busfahrt über 8-10 Stunden ist  verkraftbar.

Langsamer und länger Reisen

Das sogenannte Slow Travel ist ein Stichwort, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Eine Reise über 4-5 Wochen in einem Land ist nachhaltiger als 4 kurze Städtereisen in verschiedenen Ländern.

Ich finde es deutlich entspannender, ein Land über längere Zeit intensiver kennen lernen zu können. Ich würde lieber für 3 Wochen durch Albanien reisen, als für nur 3 oder 4 Tage nach Paris und Barcelona zu fliegen. Natürlich dauert es ohne Flüge länger, bestimmte Entfernungen zurückzulegen. Doch dafür könnten wir wieder ein Gefühl für Entfernungen bekommen, wenn wir uns in einen Bus oder Zug setzen. Vor allem Zug-Reisen können auch sehr schön sein, wenn die Landschaft an einem vorbeifliegt.

Vor Ort das Prinzip der Nachhaltigkeit zu Herzen nehmen

Die Vor-Ort-Nachhaltigkeit ist nur konsequent. Ein einziger Flug nach Bangkok macht die gesamte CO2-Bilanz für ein Jahr zunichte. Doch du könntest vor Ort nachhaltig reisen und meine Tipps beherzigen. Tatsächlich sind viele dieser Tipps einfach umsetzbar.

So kannst du dein Bewusstsein für Umwelt und Natur stärken und vielleicht sogar noch andere Reisende zum Nachdenken bewegen. Je zahlreicher und lauter die kritischen Stimmen, desto besser. Du kannst besser die Menschen vor Ort unterstützen und so einen wertvollen Beitrag leisten. Manchmal ist dieser Beitrag höher anzurechnen, als wenn du einfach zu Hause bleibst.

Flüge „ausgleichen“ – Atmosfair und Myclimate

Keine Frage, am besten ist es, Flüge zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Doch das ist nicht immer möglich, vor allem bei Fernreisen. Es ist möglich, die CO2-Emissionen von Flügen „auszugleichen“. Atmosfair ist der Testsieger für CO2 Kompensation, ein anderer Anbieter ist myclimate. So ist es für jedermann unkompliziert möglich, einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Am Anfang steht die Kalkulation der Emissionen. Der Klima-Rechner von Atmosfair ist ziemlich genau einstellbar. Alle Flughäfen, Flugzeugtypen und Flugarten können eingegeben werden. Es kann auch angegeben werden, ob es sich um einen Direktflug handelt oder nicht. Die Klimawirkung eines Fluges kann so relativ genau bestimmt werden, es wird sogar zwischen verschiedenen Airlines unterschieden.

Nach der Eingabe wird ein Kompensationsbetrag angegeben. Ich liste hier mal die Beträge für die oben genannten Flüge auf:

  • Berlin – Barcelona: 13 €
  • München – Lissabon: 19 €
  • Leipzig – Rom: 12 €
  • Berlin – Bangkok: 99 €

Mal vom Flug nach Bangkok abgesehen, handelt es sich um keine besonders hohen Beträge. Diese Beiträge können an Atmosfair gegen ein Zertifikat gespendet werden.

CO2 Ausgleichszahlungen an Atmosfair – was passiert mit dem Geld?

Was passiert aber eigentlich mit dem gespendeten Betrag? Atmosfair investiert das gespendete Geld in Klimaschutzprojekte, die nach dem CDM Gold Standard zugelassen sind. Der „Clean Development Mechanismus“ (CDM) meint Projekte zur Einsparung von Treibhausgasen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Gütesiegel CDM Gold Standard ist der strengste existierende Standard für Klimaschutzprojekte und wird nur unter bestimmten, strengen Voraussetzungen erfüllt.

Einige der Projekte werden hier aufgeführt.

Der Ausgleich von Flügen ist kein bloßer Ablasshandel

Viele meinen, dass der Ausgleich von CO2-Emissionen bei Flügen nur ein Ablasshandel wäre und lediglich dazu beitragen würde, das eigene Gewissen zu beruhigen.

Das sehe ich entschieden anders. Zum einen kommt das Geld direkt jenen Ländern zu Gute, die direkt vom Klimawandel betroffen sind. Bislang sind die Auswirkungen des Klimawandels vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern spürbar. Überschwemmungen, Dürren und Wetterextreme verursachen enorme ökonomische Schäden und werfen die Entwicklungsländer zurück.

Nach dem Klimarisikoindex von Germanwatch im Jahr 2017 waren Puerto Rico, Sri Lanka, Dominica, Nepal, Peru und Vietnam am stärksten von Extremwetter betroffen. Es trifft also vor allem Länder mit niedrigen Löhnen. Je ärmer ein  Land, desto verwundbarer ist es gegenüber den Folgen des Klimawandels.

Die Problematik des Fliegens – mein Fazit

So wie der Tourismus im Allgemeinen bringt auch das Fliegen viele Probleme mit sich. Auch in Zukunft werden sicher nicht weniger, sondern in der Gesamtheit eher mehr Flüge gebucht.

Viele von uns können nicht gänzlich auf das Fliegen verzichten, vor allem bei fernen Reisezielen ist das Flugzeug als Transportmedium unverzichtbar. Jeder kann jedoch einen Beitrag leisten und mit mehr (Klima-)Bewusstsein reisen. Nicht selten lassen sich Flüge umgehen oder reduzieren.

Wenn der Flug unumgänglich ist, dann können die CO2 Emissionen durch einen Beitrag an atmosfair oder auch myclimate „kompensiert“ werden. Das Geld kommt direkt einigen Klimaschutzprojekten zur Einsparung von CO2-Ausstößen in Schwellen- und Entwicklungsländern zugute. Das Problem wird so nicht unbedingt kompensiert, doch es ist besser als nichts. Kompensieren ist immer noch besser als ignorieren.

Der Großteil der Menschheit hat nie ein Flugzeug von innen gesehen. Gerade aber Menschen in Entwicklungsländern bekommen die Folgen des Klimawandels am ehesten zu spüren. Die Idee hinter dem CO2-Ausgleich ist denkbar einfach – wer mehr als das „klimaverträgliche Maximum“ verbraucht, der soll auch mehr für den Klimaschutz investieren. Ich denke, das ist nur fair.

 

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