Dies ist ein Gastartikel von Caro über Möglichkeiten, schnell und effektiv eine Fremdsprache zu lernen. Caro ist minimalistische Backpackerin, Querdenkerin und eine sprachenverrückte Freelancerin, sie liebt das Eintauchen in die Fremde. Übrigens hat Caro Französisch und Spanisch auf Lehramt studiert, schon als Kind wollte sie Lehrerin werden. Auf ihrem Blog Leben á la Carte findest du inspirierende Reiseberichte, Lifestyletipps und Artikel über internationale Gerichte. Außerdem bietet Caro bei Sprachchamäleon auch Online-Kurse für Deutsch als Fremdsprache an.
Wer eine Fremdsprache lernt, dem öffnen sich Türen in ganz neue Welten. In fremde Kulturen. Zu interessanten Menschen und Gesprächen. Nicht umsonst lautet ein tschechisches Sprichwort: „Du hast so viele Leben, wie du Sprachen sprichst.“
Natürlich ist es oft ein steiniger Weg, den du gehen musst, wenn du dich erst einmal dazu entschlossen hast, eine weitere Sprache zu lernen. Eine Sprache ist ein hochkomplexes System, das sich nicht schnell mal in ein paar Tagen lernen lässt. Trotzdem gibt es einige Möglichkeiten, um mit der richtigen Taktik schneller und effektiver ans Ziel zu kommen.
Als Sprachlehrerin werde ich immer wieder von meinen Schülern um Rat gefragt:
- Was kann ich außerhalb des Unterrichts machen, um noch schneller voranzukommen?
- Was ist das Minimum an Zeit, das ich jede Woche in die Sprache investieren muss, um Erfolge zu verzeichnen?
- Welche Geheimtipps hast du und wie lernst du eine fremde Sprache?
1) Sei motiviert und kenne deine Ziele!
Warum genau willst du die Sprache denn überhaupt lernen? Druck von außen ist nicht gerade der beste Grund dafür. Beim Sprachenlernen spielt unsere Motivation eine riesige Rolle. Du bist sowieso schon stark motiviert, hast Spaß am Lernprozess selbst, freust dich über jeden kleinen Fortschritt und hast dich für die Sprache deiner Wahl entschieden, weil du schlicht und einfach Lust darauf hast? Herzlichen Glückwunsch, das ist perfekt.
Vielleicht gehörst du aber auch zu denen, die am liebsten schnell einen USB-Stick anschließen und ein lebenslanges Spanisch-kompakt-Modul installieren würden. Zu denen, für die der Lernprozess eher eine Last ist. Das ist nicht zwangsläufig schlimm, aber du solltest dir auf jeden Fall im Klaren darüber sein, was deine Ziele sind und dir diese immer wieder vor Augen führen. Reicht es dir, im Urlaub etwas zu essen bestellen zu können oder möchtest du dich mit dem Kellner auch noch über die aktuellen Nachrichten unterhalten können?
Aus Lehrersicht weiß ich, dass sich die Motivation im Laufe der Zeit auch noch ändern kann: Was erst nur Mittel zum Zweck (Job-Anforderungen, eine Aufnahmeprüfung oder Ähnliches) ist, wird mitunter doch noch zu einer regelrechten Leidenschaft, wenn sich erste Fortschritte zeigen.
2) Welcher Lerntyp bist du?
Ein Problem, dem ich oft begegne: Meine Schüler wissen nicht, welcher Lerntyp sie sind. Warum das aber so wichtig ist? Nicht jeder Mensch lernt gleich und es gibt keine Universallösung nach dem Prinzip „Wenn du A und B machst, passiert C“. Wenn du schon mal eine Fremdsprache gelernt hast, wirst du sicher festgestellt haben, welche Lernmethoden dir am ehesten liegen und ob du beispielsweise besser mit einem Vokabelheft oder Karteikarten arbeitest.
Bevor du mit einer neuen Sprache startest, solltest du dir aber zuerst Gedanken über deinen Lerntyp machen. Ich selbst bin da zum Beispiel sehr kognitiv und möchte zu allem erst einmal den grammatikalischen Hintergrund wissen. Genau aus diesem Grund sind Lern-Apps wie Babbel und Co. absolut nicht mein Ding und ich setze mich lieber über ein Buch, um das Ganze von Grund auf zu lernen. Das heißt aber nicht, dass diese Apps grundsätzlich schlecht sind: Wer audiovisuell am besten lernen kann, sollte es auf jeden Fall mal ausprobieren, zumal das prima in den Alltag integriert werden kann. Wenn du nach wie vor nicht weißt, welcher Lerntyp du bist: Finde es heraus – und zwar bevor du dir einen teuren Selbstlernkurs für zu Hause kaufst, der dann doch nur im Schrank verstaubt.
3) Nutze jede Gelegenheit, um die Sprache zu sprechen!
Nobody‘s perfect – vergiss das nicht! Das gilt auch beim Lernen einer Fremdsprache. Trau dich und verlasse deine Komfortzone. Im direkten Austausch mit Muttersprachlern lernst du unglaublich viel. Wo du die Muttersprachler herbekommen sollst, wenn du in Deutschland bist? In der Tapas-Bar, im China-Restaurant oder an der Döner-Bude (okay, bitte nicht in der Rush Hour!) um die Ecke. Die Möglichkeiten sind vielfältiger als du denkst und du wirst überrascht sein, wie sehr sich manche Expats freuen, wenn du versuchst, ihre Muttersprache zu sprechen. Vorteil dabei: Expats wissen selbst, wie mühselig es sein kann, eine Sprache zu lernen und sind dementsprechend meist geduldig.
Außerdem kannst du dich in deiner Stadt informieren, ob es irgendwo Kulturvereine, Stammtische oder spezielle interkulturelle Veranstaltungen gibt. Auch ein Sprach-Tandem mit einem Expat ist fast immer irgendwo aufzutreiben! Wenn du das nötige Kleingeld investieren kannst und willst, kann ich dir außerdem ans Herz legen, hin und wieder mit einem privaten Sprachlehrer zu arbeiten. Online-Unterricht wird immer bekannter und da die meisten Länder im Vergleich zu Deutschland relativ geringe Preisniveaus aufweisen, ist es für uns Deutsche verhältnismäßig günstig, einen ausländischen Privatlehrer für Einzelstunden zu finden.
4) Geh auf Reisen!
Die wohl angenehmste Art, eine Sprache zu lernen. Pack das Lehrbuch ein und fahr direkt dorthin, wo die Sprache deiner Wahl gesprochen wird. Mein Tipp: Lerne vorher schon ein paar Basics, damit du nach der Ankunft nicht komplett überfordert bist. Egal, ob in Deutschland oder im Ausland: Couchsurfing eignet sich nicht nur, um bei Einheimischen zu übernachten. In vielen Städten organisieren die Locals regelmäßig kostenfreie Meet-Ups.
Eine super Sache ist der Aufenthalt in einer Sprachschule. Morgens ein paar Stunden lang Grammatik pauken, die Sprache im Konversationsunterricht mit den Lehrern vor Ort vertiefen und nach Unterrichtsschluss direkt am Urlaubsort anwenden können. Oft gibt es auch noch günstige Aktivitäten am Nachmittag, bei denen du mehr über die Kultur deines Gastlandes erfahren kannst. Versuch unbedingt vorher herauszufinden, wie hoch ungefähr der Anteil an deutschsprachigen Schülern ist! Vor allem in Spanien kann es schnell passieren, dass du letztendlich in der Freizeit dank deiner Mitschüler trotzdem nur von der deutschen Sprache umgeben bist…
5) Binde die Sprache in deinen Alltag ein!
Der wichtigste Tipp, den ich dir geben kann! Ein Fehler, der immer wieder gemacht wird: Die Unterrichtsstunde ist vorbei, das Buch wird zugeklappt und die Sprache bis zur nächsten Stunde zusammen mit dem Arbeitsmaterial im Regal abgestellt.
Groooßer Fehler, denn viele unterschätzen die Zeit, die sich zwar nicht nach Lernen anfühlt, dich aber einige Schritte voranbringt – oft sogar unterbewusst und ohne dass du irgendwas dafür tun musst. Sieh die Sprache als Teil deines Lebens und deiner Persönlichkeit und lass sie dementsprechend zu deinem Alltag gehören! Wie? Zum Beispiel so:
- hör fremdsprachige Musik (bei Spotify findest du tolle Playlists auf allen möglichen Sprachen), schau Filme, geh ins Kino oder ins Theater
- führ Selbstgespräche oder formulier in Gedanken Sätze, wann immer du ungenutzte Zeit hast – im Bus, auf dem Klo (kein Witz!), beim Zähneputzen etc.
- kauf dir eine Großpackung Post-Its, beschrifte sie mit Vokabeln und kleb sie auf alle Alltagsgegenstände, die bei dir zu Hause so rumstehen
- ersetze Literatur (am Anfang eignen sich Kinderbücher besonders gut) und Kochbücher durch fremdsprachige Exemplare, lies ausländische Zeitungen oder speziell aufs Sprachenlernen ausgerichtete Zeitschriften wie Écoute, Ecos und so weiter
Hast du noch weitere Tipps, um eine Sprache zu lernen?
Dann ab damit in die Kommentare!
Ich finde es wirklich klasse, dass Sie sich all diese Mühe machen und die Informationen aufbereitet und diese uns mitteilt. Danke dafür.
Gruß Anna